Am Frankfurter Flughafen ein
letzten Mal umdrehen und auf geht´s in den Flieger Richtung Süd-Amerika. 18
Flug- und 3 ½ Aufenthaltsstunden in Sau Paulo später ist es dann endlich so
weit: Der erste Fuß auf peruanischem Boden. Eine Mischung aus Dunst, Nebel und
Abgasen liegt über Lima und versperrt die Sicht auf den blauen Himmel, von dem
ich noch circa eine Stunde vorher die wunderschöne karge, und mit Schnee
bedeckten Bergen durchzogene Landschaft Perus genossen habe. Die Temperatur ist
leider nicht mehr so schön warm wie in Deutschland – in Peru ist Winter – und
eine Jacke ist angesagt.
Ein kleines „Empfangskomitee“ begrüßt mich und meine sieben
Mitvolontäre herzlich, genau wie wenig später viele andere Peruaner in der ACJ
(so heißt hier der CVJM, der allerdings fast nur noch unter `YMCA Perú`
auftritt). Die CVJM-Zentrale ist ein ziemlich großer und recht moderner
Gebäudekomplex, der sich unter anderem aus einer Schule, Fußball- und
Volleyballplätzen, Fitness-, Tanz- und
verschiedenen Gruppenräumen zusammensetzt. Hier wohnen wir Volontäre die
nächsten zwei Wochen. An der Seite unserer deutschen Ansprechpartnerin bekommen
wir Tag für Tag unterschiedliche Projekte – und es sind wahrlich sehr viele
Projekte - vorgestellt, damit später für jeden von uns ein optimaler
Arbeitsplan erstellt werden kann. Das
tägliche Tagespensum ist sehr straff, viel Zeit zum Nachdenken oder
Verarbeiten bleibt nicht. Und so frage ich mich, wieso uns von unseren
peruanischen Chefs so viel Dankbarkeit – ich habe dabei ein etwas schlechtes
Gewissen und habe Bedenken, den Erwartungen nicht gerecht zu werden – entgegen
gebracht wird. Nach ein paar Gesprächen und Vorträgen verstehen ich endlich den
Grund: Peru ist oberflächlich ein streng katholisches und gläubiges Land, der
Glaube des Einzelnen ist dafür jedoch oft entweder privat und somit kein
Gesprächsthema, oder schwach, oberflächlich und abhängig von Ritualen und
Personen, wie uns erzählt wird. Wir sollen deshalb für die peruanischen
Jugendlichen mit unserem Glauben und Handeln ein Vorbild sein. „Lebt euren
Glauben“, diesen Satz haben wir von unseren Vorgesetzten mehrmals gehört.
Nach den ersten zwei Wochen haben wir schließlich fast alle
Bereiche der CVJM-Arbeit besichtig. Von den
Schulen und Freizeitangebote wie CVJM-Strand und Hochseilgarten, über
die Arbeit in den Armenvierteln und mit Kindern, die auf der Straße arbeiten
müssen, bis hin zu den christlichen Jugendgruppen und den Sportangeboten. Nun
ziehen wir um in die Gastfamilien, was auch bedeutet, dass unsere bis dato verordnete
Schonkost vorbei ist – die Konsequenzen setzten uns zum Teil ziemlich zu.
Meine Gastfamilie hat mich indes ganz herzlich aufgenommen und bis
jetzt sehr viel Geduld mit mir bewiesen, worüber ich sehr dankbar bin.
Verschiedene Ding sind im Vergleich zu Deutschland so unterschiedlich, dass ich
mich ab und zu wie ein Kleinkind fühle, wenn mir zum wiederholten Male eine
vermeintlich alltäglich Aufgabe wie das Busfahren erklärt wird. In diesen
Situationen ist es gut zu wissen, dass ich nicht alleine mit diesen Eindrücken
da stehe.
Nach zwei Wochen in meiner Gastfamilie habe ich mich jetzt auch so
langsam an die recht spartanische Wohnung gewöhnt, in der es Abends kein
fließendes Wasser gibt.
Mein Arbeitsschwerpunkt wird für die kommenden drei Monate derweil
zunächst bei dem Straßenkinderprojekt „Crecemos felices“ (auf Deutsch: Wir
wachsen glücklich auf) liegen, das Kinder unterstützt, die zwar eine Familie
haben, aber auf der Straße Geld verdienen müssen. Des weiteren werde ich im
Armenviertel mit Jugendlichen und unregelmäßig beim Hochseilgarten des CVJM
arbeiten.
Nebenbei steht an drei Tagen der Woche die Sprachschule auf meinem
Stundenplan.
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