Samstag, 26. Oktober 2013

Hausbesuche mit Crecemos Felices

Zu meiner Arbeit bei Crecemos Felices gehören auch Besuche bei den Familien und den Schulen. Bei den Hausbesuchen verschaffen sich die Sozialarbeiterinnen einen Eindruck, wie das Zuhause der Kinder im einzelnen aussieht. Wie sehen die Räumlichkeiten und Familienverhältnisse aus und mit welchen Herausforderungen werden die Kinder speziell konfrontiert. In den Schulen finden derweil Gespräche mit den Lehrern statt, die den Kindern in den Kategorien Mathematik, Kommunikation, Sozialverhalten und Aussehen (Sauberkeit) Noten von A bis C geben. Es ist interessant zu hören, wie die Lehrer die Kinder wahrnehmen, da dies nämlich auch mal im Gegensatz zu dem stehen kann, wie ich die Kinder bisher wahrgenommen habe. 
  Die Bilder zeigen mich beim Hausbesuch im Stadtteil Rímac


Ich habe gemerkt, wie mir die Hausbesuchen helfen, dass Verhalten der Kinder bei Crecemos Felices besser zu verstehen. Ich fand es faszinierend, wie selbstverständlich sorgsam die Kinder mit dem Spielzeug bei Crecemos Felices umgehen. Nach dem ich gesehen habe, was die Kinder für eigenes "Spielzeug" haben, verstehe ich auch weshalb. Auch nachdem ich weiß, wie die Familienverhältnisse in einzelnen Familien aussehen, merke ich erstmal, wie wichtig für die Kinder schon eine einzige Umarmung sein kann. Grade die Lage mit den vielen verschieden Vätern in einer Familie, von denen aber meiner Meinung nach letztlich doch keiner eine wirkliche Vaterrolle einnimmt, finde ich sehr traurig. Es zeigt mir aber auch, wie wichtig ich alleine durch meine Anwesenheit für manche Kinder sein kann oder schon bin.  



Dienstag, 22. Oktober 2013

Erstes Campamento in Azpitia zeigt mir: Gott ist immer bei uns!

Wie geht es dir? – Die Antwort auf diese Frage war bei mir in so kurzer Zeit noch nie so grundverschieden wie am vergangenen Donnerstag bzw. Sonntag. Was war passiert? In einer Besprechung am Donnerstag Abend habe ich mich dazu bereit erklärt, von Freitag bis Sonntag auf das in dieser Form erste Campamento (deut.: Lager, Lagerplatz) in Azpitia (ein kleiner Ort, ca. zwei Autostunden von Lima entfernt, in dem sich der Hochseilgarten befindet) mitzufahren. Hierbei handelt es sich um eine kleine Mini-Freizeit, die für Jugendgruppen oder Schulen von der ACJ angeboten werden. Nachdem ich mich bereiterklärt hatte und es nun um die genau Besprechung ging – mittlerweile wollte eigentlich alle nur noch nach Hause – habe ich einfach nichts mehr verstanden. Als wir endlich fertig waren, war ich dann am Tiefpunkt angekommen: Ich hatte das Gefühl, dass meine Fähigkeiten grade vollkommen überschätzt worden waren. Ich rechnete fest mit einem kleinen Desaster-Wochenende für mich. Dann hat meine Mitvolontärin Domi – die mit mir fahren sollte -  angefangen, mich wieder aufzubauen. Sie hat mir noch mal klar vor Augen geführt, dass Gott mit jedem von uns einen Plan hat und das er immer bei uns ist. Nach einem gemeinsamen Gebet ging es mir dann viel, viel besser. Ich war jetzt nur noch lediglich etwas nervös.
Das Wochenende wurde dann immer besser: Nachdem wir Mitarbeiter einen Bruchteil vor den Teilnehmern (46 Kinder im alter von elf und zwölf Jahren, zwei Schulklassen einer Schule) angekommen waren, blieb uns keine Zeit mehr für weitere Fragen oder Vorbereitungen. Meine Arbeit bestand unter anderem darin, dass ich die Ansprechperson von einer elf-köpfigen Gruppe war und diese überall hin begleiten musste – die Kinder scheinen mir hier viel mehr bemuttert zu werden, wie in Deutschland. Für mich war aber immer einer der anderen Mitarbeiter helfend in Reichweite, ehe ich ab Samstag meist von den neu angereisten Mitarbeitern Nico (Mitvolontär) und Karolay abwechselnd unterstützt wurde - mein Problem darin lag, die Kinder richtig zu verstehen. Auf dem Programm stand unter anderem eine Nachtwanderung, bei der sich die Kinder bei ziemlich guten Lichtverhältnissen als sehr schreckhaft erwiesen, der Pool sowie der Hoch- und Tiefseilgarten, ein Lagerfeuer und eine Schatzsuche. Dabei und zwischendurch habe ich mich viel mit den Peruanischen Mitarbeitern unterhalten und am Abend inhaltlich die ganze Mitarbeiterbesprechung verstanden, was mich echt glücklich gemacht hat. Am Sonntag konnte ich mich auf einem Spaziergang dann auch mal länger mit einigen Kindern unterhalten – eine Sache, die ich in der Jugendarbeit sehr wichtig finde, hier bisher aber leider noch nicht geschafft habe.
Abschließend war ich sogar etwas traurig, dass das Wochenende schon vorbei war. Auf der einen Seite, weil es in diesem Team unheimlich viel Spaß gemacht hat zu arbeiten, auf der anderen Seite, weil ich erstmals das Gefühl hatte, mit ansehen zu können, wie mein Spanisch besser wird.

 Der Donnerstag Abend und das anschließende Wochenende haben mir einfach noch mal richtig vor Augen geführt, was mir Domi an meinem Donnerstag-Abend-Tiefpunkt mit auf dem Weg gegeben hat: Gott hat für jeden von uns einen Plan und er ist immer bei uns! 



Samstag, 12. Oktober 2013

Zur ungefähren Orientierung habe ich mal auf einer Karte meine wichtigsten Orte eingezeichnet:


Punkt oben rechts: Independencia - ist ein Armenviertel von Lima. Hier arbeite ich am Samstag mit Jugendlichen (Punkt ist ungenau)

Punkt ganz links: Reynoso - hier wohne ich. Reynoso gehört übrigens nicht zu Lima, sondern zur Hafenstadt Callao.

Punkt ganz rechts: Lima Centro - hier arbeite ich Dienstag bis Freitag mit Kindern, die einst auf der Straße arbeiten mussten (siehe letzter Post).

Punkt unten rechts: Pueblo Libre - hier ist die Hauptzentrale der ACJ. Hier treibe ich Sport, besuche Gruppen und esse meist zu Mittag oder Abend.

Punkt unten links: Pueblo Libre - hier ist ungefähr das Casa Clement (das deutsche Haus, in dem unserer Ansprechpartnerin wohnt). Hier finden unsere wöchentlichen Voli-Treffen statt. Zudem findet in der Nähe auch unsere Sprachschule statt.


Montag, 7. Oktober 2013

Mein Arbeitsschwerpunkt: Crecemos felices


Ich fahre eine gute halbe Stunde mit dem Bus ins Zentrum von Lima. Die Häuserwände auf beiden Seiten sind im Vergleich zu den anderen Gegenden Limas hoch und wirken eher europäisch. Die Bürgersteige zur Rechten und Linken der großen, viel befahrenden Straße sind voll von Menschen, kleinen Ständen und Straßenverkäufern. Hier steige ich aus. Ich verlasse die große Straße und gehe auf einer ihrer kleineren Parallelstraßen zu. Das Bild verändert sich mit jedem Schritt. Ich biege nochmals ab und gehe auf ein ehemaliges Kino zu, an dem ich ein letztes Mal abbiege. Nun bin ich in einer kleinen Seitenstraße. Keine Fenster, keine Läden – nur Mauerwerk und geschlossene Tore. An einem solchen bleibe ich stehen. Auf einem kleinen Schild, welches in die Straße hinein ragt, steht: „ACJ“. Ich bin angekommen.


Angekommen bei „Crecemos felices“ (Wir wachsen glücklich auf). Hier arbeite ich vier Mal die Woche mit Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren, die zwar eine Familie haben, aber dennoch auf der Straße arbeiten müssen oder mussten. Da die Eltern der Kinder ebenfalls mit ins Boot geholt werden – es finden unter anderem Elterngespräche statt und es werden Kleinkredite vergeben, so dass sich die Eltern eine Existenz aufbauen können – ist es möglich, die Kinder zum Schulbesuch zu verpflichten. Nachmittags bekommen die Kinder dann bei „Crecemos felices“ die Möglichkeit, ausgiebig zu spielen, ehe dann die Hausaufgaben und ein kleines Essen anstehen. Wir Volontären haben die Verantwortung für den christlichen Input (Theater, Andacht, Lieder, ...) und arbeiten hier mit einer Psychologin und Sozialarbeiterrinnen zusammen. Ein Mal die Woche begleite ich zudem die „Crecemos felices“-Mitarbeiterinnen bei Schul- und Hausbesuchen sowie der Kontaktaufnahme mit anderen Kindern auf der Straße.
 Mir wird schließlich die Tür von mehreren Kindern geöffnet, die sofort mit mir spielen wollen. Es ist faszinierend, wie schnell mich manche Kinder in ihr Herz geschlossen haben und mit welcher Motivation und Freude sie bei der Sache sind.
 Nach etwas mehr als drei Stunden muss ich dann wieder aufbrechen. Es ist kurz nach sechs Uhr und es dämmert. Ab nun, so wurde uns immer wieder gesagt, wird es in den Straßen immer gefährlicher.   






Freitag, 4. Oktober 2013

Wie geht es mir grade? - Woche 6

Letzte Woche - meine fünfte in Peru - habe ich mich riesig gefreut. Nicht etwa über ein Geschenk oder etwas Gesagtes - nein, ich bin schlichtweg endlich gesund! Seit der zweiten Woche hat mich fast durchweg eine Erkältung, die mal mehr und mal weniger schlimm war, geplagt. Fast eine ganze Woche hatte ich Durchfall und zum Schluss war ich so schlapp, dass ich manchmal nach dem Aufstehen schon am Liebsten wieder ins Bett gegangen wäre. Um Abends noch etwas zu unternehmen, dafür war ich oft schlicht zu schlapp und zu müde. Nach vier Wochen hatte ich trotz des vielen Essens knapp drei Kilo verloren. Um so schöner war es dann zu merken, wie sich die Nase beruhigt und die Kraft wieder kommt. Jetzt kann ich auch endlich anfangen, mich durch die Sportangebote der ACJ zu arbeiten. Mit dem Volleyball habe ich bereits angefangen - es macht richtig Spass.
So langsam entwickel ich indes für meine Arbeitstage eine Art Routine, auch wenn weiterhin fast jede Sache ein kleines Abenteuer bleibt.
Mein Spanisch macht kleine Fortschritte und gestern wurde ich das erste mal von Peruanern gelobt, wie gut ich mitlerweile das "r" rollen könne - in dem Moment fast ein kleiner Ritterschlag.
In meinem Umfeld fühle ich mich derweil pudelwohl. Sowohl in meiner Gastfamilie, als auch im Voli-Team, bei unserer deutschen Ansprechpartnerin Tabea und unter den Peruanern in der ACJ.
In kürze gibt es dann eine genaue Beschreibung mit Bilder von meiner Arbeit.