Ich fahre eine gute halbe
Stunde mit dem Bus ins Zentrum von Lima. Die Häuserwände auf beiden Seiten sind
im Vergleich zu den anderen Gegenden Limas hoch und wirken eher europäisch. Die
Bürgersteige zur Rechten und Linken der großen, viel befahrenden Straße sind
voll von Menschen, kleinen Ständen und Straßenverkäufern. Hier steige ich aus.
Ich verlasse die große Straße und gehe auf einer ihrer kleineren
Parallelstraßen zu. Das Bild verändert sich mit jedem Schritt. Ich biege
nochmals ab und gehe auf ein ehemaliges Kino zu, an dem ich ein letztes Mal
abbiege. Nun bin ich in einer kleinen Seitenstraße. Keine Fenster, keine Läden
– nur Mauerwerk und geschlossene Tore. An einem solchen bleibe ich stehen. Auf
einem kleinen Schild, welches in die Straße hinein ragt, steht: „ACJ“. Ich bin
angekommen.
Angekommen bei „Crecemos
felices“ (Wir wachsen glücklich auf). Hier arbeite ich vier Mal die Woche mit
Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren, die zwar eine Familie haben, aber
dennoch auf der Straße arbeiten müssen oder mussten. Da die Eltern der Kinder
ebenfalls mit ins Boot geholt werden – es finden unter anderem Elterngespräche
statt und es werden Kleinkredite vergeben, so dass sich die Eltern eine
Existenz aufbauen können – ist es möglich, die Kinder zum Schulbesuch zu
verpflichten. Nachmittags bekommen die Kinder dann bei „Crecemos felices“ die
Möglichkeit, ausgiebig zu spielen, ehe dann die Hausaufgaben und ein kleines
Essen anstehen. Wir Volontären haben die Verantwortung für den christlichen
Input (Theater, Andacht, Lieder, ...) und arbeiten hier mit einer Psychologin
und Sozialarbeiterrinnen zusammen. Ein Mal die Woche begleite ich zudem die
„Crecemos felices“-Mitarbeiterinnen bei Schul- und Hausbesuchen sowie der
Kontaktaufnahme mit anderen Kindern auf der Straße.
Mir wird schließlich die Tür von mehreren Kindern geöffnet, die
sofort mit mir spielen wollen. Es ist faszinierend, wie schnell mich manche
Kinder in ihr Herz geschlossen haben und mit welcher Motivation und Freude sie
bei der Sache sind.
Nach etwas mehr als drei Stunden muss ich
dann wieder aufbrechen. Es ist kurz nach sechs Uhr und es dämmert. Ab nun, so
wurde uns immer wieder gesagt, wird es in den Straßen immer gefährlicher.
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