Lima – Chosica – San Pedro de Casta – Marcahuasi
“Sonntag und Montag frei –
die Zeit müssen wir nutzen“, habe meine Mitvolontärin Domi und ich uns gedacht.
Eine passende Route war im Reiseführer dann auch recht schnell gefunden:
Sonntag Morgens mit dem Bus von Lima ins circa 40 Kilometer entfernte Chosica.
Von Chosica mit dem Bus nochmals 40 Kilometer die Anden hinauf ins 500
Einwohner kleine Bergdorf San Pedro de Casta. Eine Übernachtung in San Pedro
und am Montag Morgen eine Wanderung aufs über 4100 Meter hohe und circa 4 km²
große Bergplateau, auf dem Ruinen aus vergangenen Zeiten und einzigartige
Felsgebilde stehen. Anschließend zurück zum Bergdorf und von dort mit den
verschiedenen Bussen zurück nach Lima. So weit der Plan.
Der Wecker klingelt am
Sonntag um 5:30 Uhr, ich treffe mich mit Domi und wir machen uns auf den Weg.
Gegen 8 Uhr ist der passende Bus nach Chosica gefunden. Die gut zweistündige
Fahrt führt uns gleich durch Teile von Lima, die wir zuvor noch nie gesehen
haben. Teile mit engen Straßen und Gassen, verwinkelten Märkten und vielen
Menschen. Alles ist sehr einfach. Eine Gegend, in der sich, wie ich vermute,
nicht so viele Touristen verirren. Schließlich verlassen wir Lima immer mehr,
der Himmel klart auf und es wird deutlich wärmer. In Chosica angekommen – es
ist circa 10 Uhr – suchen wir dann den Bus nach San Pedro. Nachdem uns etliche
Leute in unterschiedliche Richtungen weisen, finden wir schließlich einen sehr
netten und hilfsbereiten Polizisten, der uns zum Treffpunkt führt.
Dort
erfahren wir, dass der erste Bus bereits um 9 gefahren sei und der nächste erst
um 15 Uhr aufbrechen würde. Sprich: Fünf Stunden Aufenthalt in Chosica. Wir
schauen uns das Touristen-Viertel an und finden schließlich ein kleines
Restaurant, in dem es das Nationalgericht Meerschweinchen (in Peru heißt es
„Cuy“) gibt. Was ich bestelle, darüber muss ich nicht lange nachdenken, so dass
ich wenig später zum ersten Mal in meinem Leben Meerschweinchen esse. Es hat
wenig Eigengeschmack und ist mir – ich habe nur ein Halbes bestellt – definitiv
zu klein. Nicht desto trotz schmeckt es mir und die ganzen Beilagen sättigen
mich schließlich auch.
Um kurz vor 15 Uhr sind wir
dann am besagten Bus, der nun jedoch erst um 16 Uhr abfahren soll. Wir warten
somit eine Stunde im Bus – da wir sonst keinen Sitzplatz bekommen würden. Vom
Weg nach San Pedro sehe ich nicht so viel. Es wird dunkel und ich schlafe. Um
19:30 Uhr kommen wir im kleinen Bergdorf an. Wir nehmen uns ein Zimmer im Hotel,
besorgen uns die Wanderkarten und lassen uns den Weg erklären. Dabei wird uns
gesagt, dass der Bus am nächsten Tag zurück nach Chosica nicht wie geplant um
15, sondern um 12 Uhr fahren würde und das wir um 11 Uhr zurück sein sollten.
Somit stellen wir unseren Wecker auf 4:30 Uhr, ehe wir um 20 Uhr schlafen
gehen.
Wir brechen um kurz nach 5
auf. Es wird schnell hell. Der schwerste Stück wartet gleich am Anfang und in
dieser Höhe ist das Wandern noch einmal deutlich schwieriger als in den Alpen.
Egal, die Luft und die Ruhe sind einfach nur toll. In den ganzen sechs Stunden
unserer Wanderung begegnen wir keinen einzigen Touristen, wir sehen lediglich
maximal fünf einheimische Bauern. Um so höher wir kommen, um so schöner wird
auch die Landschaft, zumal mittlerweile auch der Himmel aufklart. Dabei ist
schön eigentlich ein falsches Wort. Die Landschaft ist atemberaubend. Wie in
einem Traum und gefühlt 100 mal schöner wie auf den Fotos zu sehen ist.
Jetzt
kann ich wirklich sagen: Ich war in Peru. Jetzt habe ich wirklich die Schönheit
dieses Landes gesehen. Auf dem Rückweg dann noch einen ganz besonderen Moment:
Wir legen ein kleine Pause ein, um die spektakuläre Landschaft zu bestaunen. In
unserem Innehalten merken wir es dann. Wir befinden uns in einer kompletten
Stille. Wir hören wirklich nichts. Keine Tiere, keine Schritte, kein Wind,
einfach nichts. Wir sitzen in einer vollkommenen Stille und gucken auf eine
beeindruckend schöne Berglandschaft. Unbeschreiblich. Ein Geschenk Gottes.
Leider müssen wir bald weiter,
weil wir ja noch unbedingt unseren Bus bekommen müssen, was wir einige Zeit
später auch schaffen.
Die Rückfahrt nach Chosica
über die schmalen Bergstraßen ist auch noch mal ein kleines Abenteuer. Auf der
einen Seite geht es hunderte von Metern steil bergab, auf der anderen Seite
ebenso bergauf. Mir ist doch etwas mulmig und ich bin froh, als der Fahrer
seine gestenreiche Unterhaltung mit seinem Beifahrer einstellt.
Wir kommen schließlich
sicher in Chosica und gute 2 ½ Stunden später in Lima an, wo uns der
Großstadttrubel schnell wieder einholt. So weit weg scheinen die Berge, auf
denen wir vor wenigen Stunden noch waren.
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